THE HEAT IS ON – sogar in Hamburg und alle, alle sind sie draußen, sogar der Typ, der die Wohnung sonst nur verlässt, um zum Flaschencontainer zu gehen. Die Ischen zeigen, was sie haben und kräuseln im Vorübergehen kokett die Lippen, die öläugigen Gangster-Azubis in den tiefer gelegten schwarzen BMW versiegeln den Asphalt mit Reifengummi –zwischen zwei Quietschern schwappt kurz “Mr President” aus den offenen Wagenfenstern. Die SELTSAME FRAU von oben scheucht ihren rouladenförmigen, hechelnden Hund zentimeterweise voran, BWL-Studenten und Marketing-Fuzzis verstopfen die Biergärten und freuen sich ihrer nichtsnutzigen Existenz. Im Überschwang offenbaren die Menschen nun alles: Tätowierungen und Krampfadern, Pin-Up-Brüste und Faltenärsche. Es ist Sommer.
In meinem näheren Gesichtskreis brach nun allerdings zusammen mit der Hitzewelle ein anderes Inferno herein – initiiert von NEFFE. Der kleine Satansbraten entpuppte sich als hocheffizientes Wirtstier für üble Magen-Darm-Viren, die er wahrscheinlich aus der großen Bakterienkolonie, die nebenbei auch als KITA fungiert, eingeschleppt hat. Er selbst blieb völlig immun und verzehrte mit gutem Appetit grosse Mengen Blaubeerpfannkuchen, die mildtätige Nachbarn zur Verfügung gestellt hatten, während sich seine Eltern mit Magenkrämpfen im Bett wälzten oder sich den Kotzeimer in die Hand gaben. Es erwischte außerdem einen völlig unbeteiligten Zivilisten, einen Kollegen von SCHWESTER, der nur kurz da war, um ihren Computer zu reparieren sowie BABY, die bei unserer sonntäglichen Exkursion zum Spielplatz dabei war. Das nächste und bislang letzte Opfer war ein Freund, dem man die kleine Bio-Bombe als harmloses 1 1/2-jähriges Kind vorgestellt und zu einem ebenfalls ganz ungefährlich erscheinenden Spaziergang überredet hatte. Als sich die Nachtmahren der allgemeinen Körperöffnungs-Agonie nach 2 1/2 Tagen endlich verzogen hatten, blieb nur eine Frage offen: warum ich nicht?
Gedankenverloren saß ich mit NEFFE am Tisch und fütterte ihn mit Keksen, während mir diese Frage durch den Kopf ging. Wir grinsten uns an...
DIE MEINUNGSFORSCHER reden Schröder schon mausetot und wenn man ehrlich ist, lassen die vier Jahre auch nur einen schalen Geschmack zurück. Sicher kann man dem alten Nebelwerfer nicht den Aktien-Crash und den Kollaps des Neuen Marktes vorwerfen (das war einfach Pech beim Timing), aber was gibt es denn auch nur annähernd Positives oder Gestalterisches zu vermelden? Innenpolitisch Stagnation, alles ist eher noch bürokratischer geworden, aussenpolitisch wackeln die Amis mit dem europäischen Schwanz. Und die Grünen? In der Drogenpolitik keinen Schritt weiter, Trittin agiert mehr als Witzfigur, Fischer wirkt tragisch.
Wenn nun Stoiber kommt, wird sich natürlich nicht viel ändern, wahrscheinlich nur mit einem anderen rethorischen Anstrich versehen werden und vielleicht wird alles noch einen Tick konzernfreundlicher, sofern das überhaupt möglich ist. Und auch Guido, das alte Fun-Gespenst kann mich nicht wirklich erschrecken. Diese Krampe oder der doofe Scharping: was soll’s?
Der Fluch der Stagnation scheint über Deutschland zu liegen...
www.die-breiten.de: Das ist die offizielle EXTRABREIT-Homepage, auf die ich all die einlade, die sich für das Thema interessieren. Ab Samstag auf Sendung...