Sonntag, 30.09.2001

EIN SCHWARZER SEPTEMBER geht zu Ende, Tage der Verstörtheit und des Nebels, des Propagandageschreis und der gemischten Gefühle, der Nachdenklichkeit und der schlimmen Ahnungen. Der BIG BANG von New York hat kurzfristig eingemottete Ängste geweckt, plötzlich ist nicht mehr vom “Ende der Geschichte”,die Rede, sondern vom Krieg. Der moderne Terrorismus ist seit den Siebzigern zu einem scharf kalkulierenden und furchterregenden Krieger herangewachsen, dessen Gnadenlosigkeit gegen sich und andere die Scharmützel von damals beinahe wie Sandkastenspiele erscheinen lässt.

Ein “Feldzug gegen den Terror” hat begonnen, die Führungsmacht der Welt fordert ultimativ Gefolgschaft und die deutsche Regierung, die natürlich keine andere Wahl hat, gewährt sie “bedingungslos”. BILD suhlt sich wochenlang in Blut und Trümmern und überschüttet Amerika mit peinlichen Liebeserklärungen (...”weil James Dean in einem Porsche starb”), andere weisen darauf hin, dass “so was von so was kommt” und meinen die doppelzüngige Hegemonialpolitik der USA im nahen und mittleren Osten. Die Russen mit ihrem Tschetschenien-Problem, die Israelis, die den unvermeidlichen Rückzug aus den besetzten Gebieten nicht zulassen wollen und die Chinesen, die ebenfalls genug auf dem Kerbholz haben, um selbst terroristische Angriffe zu fürchten, stimmen, zusammen mit kleineren Gangstern, aus voller Brust ein in den Chor der “zivilisierten Welt”, der den Anti-Terror-Song schmettert.

Ein Blick auf dieses Panorama zeigt schon, dass es den “Terror” als solchen nur als Science-Fiction-Vision gibt und dass der reale immer handfeste politische Hintergründe und Ursachen hat. Und auch, wenn es den Amerikanern unter größten Anstrengungen gelingt, bin Laden zu erwischen und die “Al Q’aida” zu zerschlagen, ohne eine Kettenreaktion zu verursachen, die die ganze Region hoch gehen lässt, ist noch keins der Probleme gelöst, die immer neue Heere von solchen “Gotteskriegern” erstehen lassen.

NEFFE macht wirklich Freude. Er interessiert sich fürs Trommeln und wir haben neulich auf dem Küchentisch rumgegrooved. JAHRGANG 2000 - in was für fernen Welten mag er noch aufwachen?

Das Verhältnis Onkel/Neffe hat etwas Besonderes. Es ist unverbindlicher als das zwischen Vater und Sohn, dennoch von einer gewissen genetischen Bedeutung, was ja manchmal zu den interessantesten Verwicklungen führt. Für einen gewissen Schauplatz der Weltliteratur ist dieser Verwandtschaftsgrad von ganz exklusiver Bedeutung: ENTENHAUSEN.

DIE ÜBERSCHALLJÄGER DER FREIHEIT sind vollgetankt – “die Zeit läuft ab...”

Die Gedankenpolizei hat Wickert am Wickel und die allgemeine Stimmung schwankt zwischen “back to normal” und angespannter Erwartung.

Die WM-Qualifikation war das Thema des Wochenendes. Die GRÜNEN sind auf der letzten Etappe ihres Marsches in die Überflüssigkeit.

Es sind freundliche, milde Tage in Hamburg, mit gestochen klarer Luft, in der sich die sich färbenden Blätter kaum bewegen.