Sonntag, 08.07.2001

HITZE und Gewitter. Wir waren wieder draußen, saßen unter dem dichten Blätterdach eines großen Baumes “am Weiher”, während hinter den schwarzen Silhouetten der Bäume die Blitze zuckten. Die dumpfen Explosionen des Donners waren bis in die Magengrube zu spüren. Dann begann der Regen, rauschend und stetig brachte er die Wasseroberfläche des Teiches zum Kochen und wir schwiegen und fühlten uns gut. Auf der gegenüberliegenden Seite, im schwarzen Schatten eines Hauses, glomm eine Zigarette.

Später saßen wir bei offenem Fenster in der Küche, tranken Wein und hörten Pink Floyd und Massive Attack. Meine Gedanken wanderten zurück in meine Kindheit, die Welt der Bilderbücher und Butterbrote, der ersten Momente entrückten Glücks. Das Buch mit den Füchsen, das leicht gesalzene Butterbrot, die Katze, die über die Wiese schnürt, die hinter dem Gartenzaun beginnt. Ein paar Sommerwolken und leises Besteckgeklapper aus der Küche. Jetzt sehe ich den Schmetterling über der Wiese und wie die Katze das dicht über den Halmen tanzende Ding mit zuckendem Schwanz fixiert. Bevor sie springt, hat sich der irrlichternde weiße Fleck in die Höhe erhoben und ist aus meinem Blickfeld verschwunden. Ich blinzle in die Sonne, aber ich kann ihn nicht mehr sehen. In der Ferne singt eine Kreissäge und die Katze schnürt weiter durch das trockene Gras in Richtung Bahndamm.

TRIUMPH und Desaster - erst wenn man beide mit derselben Gleichmut hinnimmt, hat man Größe. Das hat Rudyard Kipling sinngemäß so gesagt - an beiden Dingen hat es in meinem Leben nicht gefehlt, das mit der Gleichmut lerne ich noch - diesen Satz fand ich auf den ersten Seiten des Buchs “Verbrannte Tage” von James Salter. Ein Buch, das sehr gut anfängt und die richtigen Schwingungen hat. Ich habe es im Regal des Buchladens gesehen und gekauft, weil mir der Titel und der Umschlag so gut gefielen.

BERLIN brodelte wie immer, anders als Hamburg, das dagegen etwas monoton wirkt, und ich dachte an den Sommer vor 2 Jahren, als ich viele heiße Wochen hindurch an meinem Schreibtisch saß und schrieb oder irgendetwas Grafisches machte. Von meinem Platz aus hatte ich den Sonnenuntergang über den Dächern Schönebergs vor Augen, geradeaus die Gedächtniskirche und rechts die Skyline des Potsdamer Platzes. Aber auch Hamburg hat seine Reize und ich fühle mich schon ganz wohl hier, auch wenn ich Berlin öfter vermisse.