Sonntag, 10.06.2001

War mit Schwester und Neffen bei unserer Oma. Ich sah sie zuletzt Weihnachten, der Unterschied war frappant. Auch an diesem sonnigen Tag und bei offenem Fenster war die Nähe des Todes spürbar, auch wenn er „noch nicht im Zimmer“ war. Ihr Blick war wie aus einer Zwischenwelt, sie sprach fast mit der Stimme eines kleinen Kindes, wenn sie kurz aus ihrer Dämmerwelt hervor kam. Mein 6 Monate alter Neffe und seine Urgroßmutter, auch sie jetzt wieder hilflos wie ein Baby: passengers in time, einen Kreis beschreibend...


In HOMETOWN herrscht hektische Bauaktivität, aber in erster Linie bei öffentlichen Gebäuden. Neues Rathaus, neuer Busbahnhof, Unterführungen, Umgehungen, Tiefgaragen. HOMETOWN macht sich fit, rückt aber noch nicht so richtig mit der Antwort auf die spannende Frage heraus: Wofür? Es gibt so viele Seltsamkeiten. Die Fußgängerzone ist gespickt mit glänzenden Parfümerien, eine neben der anderen, die Reihe höchstens unterbrochen von einem Schuhgeschäft. Das müsste eigentlich bedeuten, daß die Bewohner in Duftwolken gehüllt vorbei eilen, aber ich habe nichts dergleichen festgestellt.
HOMETOWN macht einen seltsam fremden, sehr weit entrückten Eindruck auf mich, ein Ort ferner Erinnerung.


Ich liebe Züge (wenn sie nicht überfüllt sind). Die vorbeifliegende Landschaft, from station to station. Fernzüge haben noch etwas Besonderes: das Geschlossene der reisenden Gesellschaft, die endlosen Gänge, die Schlafwagen, die mehrtägige Reise. Ein tolles Szenario für Thriller, wofür es ja auch viele Beispiele gibt. Super war einer mit Gene Hackman, der, glaube ich „Narrow Margin“ hieß und in einem Zug quer durch Kanada spielte.